
Unterüberschrift
Johanna Grotzke
Johanna Grotzke (*1981) lebt und arbeitet in Berlin. Ihre künstlerische Praxis umfasst verschiedene Medien, darunter Druckgrafik, Collage und skulpturale Arbeiten aus Schaumgummi. Trotz dieser Materialvielfalt zieht sich ein thematischer Schwerpunkt durch ihre Arbeiten: der menschliche Körper.
Grotzkes Arbeiten präsentieren den Körper oft in abstrahierten, fragmentarischen Formen – reliefartige Ausschnitte, die mit Form, Textur und Linie spielen. Es handelt sich nicht um vollständige Figuren, sondern um partielle Einblicke, die die visuelle Wahrnehmung herausfordern. Was sehen wir wirklich? Was vermuten wir oder rekonstruieren wir mental? Ihre Arbeiten regen den Betrachter dazu an, den Akt des Sehens selbst zu hinterfragen und die feine Grenze zwischen Wahrnehmung und Interpretation auszuloten.
Im Mittelpunkt ihres Ansatzes steht der manuelle, taktile Herstellungsprozess. Schneiden, Formen, Zusammensetzen – diese Handlungen sind nicht nur technische Schritte, sondern integraler Bestandteil der Ausdruckskraft ihrer Arbeiten. Die Handspuren bleiben sichtbar und ermöglichen die körperliche Auseinandersetzung mit Materialien – sei es Papier, Druckplatten oder Schaumgummi –, die den Betrachter direkt anspricht. Durch diese taktile Sprache eröffnet Grotzke neue Denkansätze über körperlichen Ausdruck und Präsenz.
In einem Zeitalter digitaler Bilder erinnert Johanna Grotzkes Kunst eindringlich an die materielle, fragmentarische und interpretative Natur visueller Erfahrungen. Ihre Arbeit ermutigt uns, langsamer zu werden, neu hinzuschauen – und anders zu sehen.