Timur Tsoi (geb. 1996), besser bekannt als Kyon jr., ist ein koreanischer Künstler. Er lebt derzeit in Tiflis, Georgien. Der Künstler lässt sich von den Gesichtern der Menschen, ihren Gesichtsausdrücken und deren Interpretation durch die Linse der sozialen Medien inspirieren.
Wie sind Sie zur Kunst gekommen?
Es war ein schleichender Prozess. Zeit meines Lebens interessierte ich mich nicht für die Kunstwelt. Meine einzigen Hobbys waren Kleidung und Musik. Mit 21 gründete ich eine Modemarke und vertiefte mich intensiv in die visuelle Komponente verschiedener Ästhetiken, von japanischen Drucken bis hin zu Musikalbumcovern. Dies führte dazu, dass ich mich intensiv mit figurativer und später abstrakter Kunst beschäftigte.
Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben? Was macht Ihre Arbeit besonders?
Ich bin noch auf der Suche. Im Moment interessiere ich mich für die digitale Komponente verschiedener Medien, über die wir Inhalte konsumieren. In meinen Arbeiten verlasse ich mich oft auf einen zufälligen Fehler, einen schönen Fehler, den Moment, in dem man lange Zeit allein mit seinen Werken ist und irgendwann die Intuition die Oberhand gewinnt. Ich vertraue diesen unsichtbaren Schwingungen, die von abstrakten Formen ausgehen.
Wie gehen Sie bei der Entwicklung Ihrer Arbeit vor?
Ich probiere ständig neue Techniken aus. Ich versuche, alle Berührungen meiner Hände zu dokumentieren, egal ob mit Papier, Leinwand, Scanner oder Photoshop. Ich hinterfrage die Bilder, die wir konsumieren.
Wer oder was beeinflusst Sie?
Ich bin sehr süchtig nach den Gesichtern der Menschen. Ich mag ihre Mimik und wie sie durch die Linse sozialer Netzwerke interpretiert wird. Ich denke, es ist die Mischung aus einer realen Person und ihrem digitalen Avatar. Ich arbeite oft gerne mit einem Archiv meiner iPhone-Fotos. Der Moment, in dem man Collagen aus seinen Erinnerungen erstellt, fasziniert mich. Auch die Kunst des Dadaismus hat mich stark beeinflusst. Für mich ist es eine reine Form der Erzählung im realen Leben, wenn jeder alltägliche Moment mit neuen Bedeutungen gefüllt wird.
Machen Sie uns neugierig. Was ist als nächstes geplant?
Derzeit bereite ich eine Serie mehrerer Werke vor, die auf der Kollision zweier Elemente basieren – Ölmalerei mit ihren klassischen Kanons und verschiedenen Mischtechniken. Letztendlich werde ich, unabhängig von der technologischen Entwicklung, versuchen, mit der physischen Form zu spielen, sei es in Gemälden oder Installationen, um sie als Archiv meines Lebens festzuhalten.