Kai ‘Raws‘ Imhof about urban art

Kai 'Raws' Imhof über Urban Art

Kai „Raws“ Imhof wurde 1990 in Königs Wusterhausen geboren und wuchs in Berlin auf. Seine künstlerische Karriere begann 2004, als er als klassischer Graffiti-Writer die Straßen bemalte. In seinen frühen Jahren als Sprayer malte er illegale Bombenanschläge und Tags auf Wände in seiner Nachbarschaft. Aufgrund von Auseinandersetzungen mit der Polizei beschloss er (um 2008), sich mit der ästhetischen Seite des Graffiti-Writings zu beschäftigen. Durch das Malen hochwertiger, farbenfroher Werke wurde er im Laufe der Jahre zu einem bekannten Künstler in der internationalen Graffiti-Szene.

Ihre Wurzeln liegen in der Street Art. Wie verlief Ihr Weg in die Kunstwelt – und was hat Sie schließlich zur zeitgenössischen Kunst geführt?

Meine ersten kreativen Schritte erfolgten durch klassisches Graffiti auf den Straßen Berlins. Als Teenager war ich zunächst nachts unterwegs und malte illegal, doch nach einigen Auseinandersetzungen mit dem Gesetz konzentrierte ich mich schnell auf das legale Bemalen von Wänden. In dieser Zeit machte ich schnell Fortschritte und erlangte innerhalb der Szene eine gewisse Anerkennung, die es mir ermöglichte, an internationalen Urban-Art-Events teilzunehmen.

Nach über 15 Jahren Graffiti reichte mir das bloße Malen von Buchstaben nicht mehr. Etwa zur gleichen Zeit begann ich eine Ausbildung zum Grafikdesigner und ein abstrakterer Ansatz fand Einzug in meine Arbeit. Künstler wie Pablo Picasso, Kandinsky und Rothko inspirierten mich, Grenzen zu überschreiten und gaben mir den Mut, schließlich vollständig abstrakt zu malen.

Wer oder was ist eine wichtige Inspirationsquelle für Ihre künstlerische Arbeit?
Gibt es wiederkehrende Themen oder Impulse, die Ihre Arbeit prägen?
Meine Vergangenheit als Graffiti-Künstler inspiriert mich noch immer. Die Sprühdose ist beispielsweise weiterhin ein wichtiges Werkzeug meiner Kunst. Auch der Dialog zwischen Abstraktion und Urban Art ist weiterhin ein zentrales Thema meiner Arbeit. Natürlich schöpfe ich auch aus vielen anderen Quellen Inspiration. Soziale Themen, die Digitalisierung, andere Künstler, Werbung und die Gesellschaft selbst beeinflussen meine Arbeit. Neue Projekte und Herausforderungen inspirieren mich außerdem immer wieder.

Sie leben und arbeiten in Köpenick, am Rande Berlins. Welche Bedeutung hat dieser Ort für Ihren Schaffensprozess – und inwiefern prägt er Ihre künstlerische Perspektive?

Damals war ich als Graffiti-Künstler in ganz Berlin unterwegs, heute bin ich dankbar für mein Atelier im ruhigen Köpenick. Je älter ich werde, desto mehr brauche ich Raum, Ruhe und Gelassenheit, um wirklich kreativ sein zu können. Köpenick mit all seinen Seen, Wäldern und trotzdem schneller Anbindung an die Innenstadt ist der perfekte Ort für mich. Ob das einen direkten Einfluss auf meine Arbeit hat, kann ich nicht mit Sicherheit sagen – aber vielleicht wird man es in einigen Jahren im Rückblick erkennen.


Wir freuen uns, Ihre Arbeiten auf der diesjährigen Affordable Art Fair vom 13. bis 15. Juni in der Arena Berlin präsentieren zu dürfen. Was bedeutet Ihnen die Teilnahme an dieser Messe – und was können die Besucher von Ihren Arbeiten erwarten?

Kunstmessen sind immer eine großartige Gelegenheit, Aufmerksamkeit zu erregen. Natürlich gibt es heutzutage Tools wie Instagram und ähnliche Plattformen, um unsere Arbeiten einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, aber für mich bleibt die physische Präsentation unglaublich wichtig. Die wahre Handschrift eines Künstlers und die ungefilterte Wirkung des Kunstwerks können nur in der realen Welt wirklich vermittelt werden.

Eine Messe bietet auch die Möglichkeit, neue Sammler kennenzulernen und das eigene Netzwerk zu erweitern. Die ausgestellten Werke sind typischerweise „Raws“ – Stücke aus den letzten drei Jahren neben ganz aktuellen, die einen umfassenden Einblick in mein kreatives Schaffen bieten.

Wie wichtig ist Ihnen der Dialog mit anderen Künstlern und dem Publikum? Welche Rolle spielt der Austausch für die Entwicklung Ihrer Praxis?

Austausch und Dialog sind mir sehr wichtig. Ich freue mich immer über Fragen und Feedback. Besonders bei abstrakter Kunst kann es meiner Meinung nach hilfreich sein, direkt mit dem Künstler zu sprechen, um das Werk vollständig zu verstehen und in seinen Kontext einzuordnen. Natürlich kann ein Betrachter ein Werk einfach mögen oder nicht – und das ist völlig in Ordnung –, aber ich denke, die konzeptionelle Ebene lässt sich im Gespräch oft besser verstehen.

Ich interessiere mich auch sehr für die Perspektiven anderer Künstler. Manchmal können ihre Ansichten wirklich inspirierend sein.

Was steht bei Ihnen als Nächstes an? Gibt es ein Projekt, eine Idee oder ein neues Thema, das Sie aktuell beschäftigt?

Im Jahr 2025 steht viel an: großflächige Wandmalereien, Ausstellungen, Kooperationen mit großen Marken und weitere Projekte warten darauf, realisiert zu werden. Künstlerisch möchte ich meine „CHAOS“-Ästhetik weiter erforschen und weiterhin nach neuen Wegen und Ansätzen suchen.

Ich möchte auch mehr mit Installationen arbeiten, um die Themen Raum und visuelle Tiefe weiter zu erforschen.

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