Malwin Faber, geboren 1990 in Hamburg, lebt und arbeitet in Hamburg mit Zwischenstationen in Tel Aviv und Berlin. In seinen Gemälden schöpft er enorme Energie aus der gestischen Abstraktion und macht Bewegung und Dynamik sichtbar. Dem setzt er die Präzision scharf geschnittener geometrischer Formen und Rasterelemente entgegen.

Du hast den 2. Open Call von New & Abstract gewonnen – herzlichen Glückwunsch! Was dürfen wir von deinem Beitrag zur bevorstehenden Gruppenausstellungseröffnung am 5. Juni erwarten?
Vielen Dank! Ich freue mich sehr, mit einem ganz neuen Werkkomplex Teil der kommenden GRUPPENAUSSTELLUNG zu sein. Ich nutze die Gelegenheit, diese Arbeiten direkt an der Wand zu präsentieren und sie durch Wandmalerei in den Raum zu erweitern.

Wie entwickeln Sie Ihre Arbeiten? Folgen Sie einem strukturierten Prozess oder ist Ihr kreativer Ansatz eher intuitiv?
Ich arbeite in größeren Zyklen oder Serien. Es gibt wiederkehrende Aspekte der Malerei, denen ich mich über längere Zeiträume widme. Manchmal entstehen beim Malen unerwartete Impulse, die mich zu neuen Kompositionen oder Techniken anregen. Oft entstehen mehrere Werke parallel. In den verschiedenen Schichten meiner Bilder finden sich sehr spontane, gestische Elemente neben sorgfältig ausgeführten Details, für die ich Maskierungs- und Schnitttechniken verwende.
Ich finde, der Prozess läuft am besten, wenn sich verschiedene Dinge gleichzeitig entwickeln können. Das hält die Arbeit dynamisch – und macht es einfacher, Fehlschläge zu akzeptieren, die einfach Teil des Weges sind.

Wer oder was sind Ihre wichtigsten Inspirationsquellen für Ihre künstlerische Arbeit?
Ich verbringe viel Zeit damit, über die Bilder nachzudenken, die ich gerade entwerfe, und mir zu überlegen, was als Nächstes kommen könnte. Dabei lasse ich mich oft von äußeren Eindrücken inspirieren – sei es eine Textur oder ein Detail, das mir im Alltag ins Auge fällt. Auch musikalische Eindrücke beeinflussen mich: Kompositionen mit einzigartigen Tonalitäten und Rhythmen können mich zu malerischen Interpretationen inspirieren. Trotz dieser Einflüsse ist mein Prozess letztlich introspektiv. Durch Experimente und unerwartete Momente beim Malen entdecke ich immer wieder neue Wege und Lösungen.
Sie leben und arbeiten in Hamburg, sind aber auch regelmäßig in Berlin aktiv. Wie nehmen Sie die Unterschiede zwischen den beiden Kunstszenen wahr – und was schätzen Sie besonders an Hamburg?
In Hamburg bin ich mittlerweile deutlich stärker verwurzelt als in Berlin, pflege aber enge Kontakte zu Künstlern und Galerien in beiden Städten – und wir entwickeln weiterhin gemeinsam Projekte. In Hamburg fällt es mir leichter, aktiv zu bleiben und den Überblick zu behalten. Was ich an Hamburg besonders schätze, ist ganz persönlich – es sind die Menschen um mich herum, die mein Ortsgefühl prägen. Daher lassen sich Unterschiede nur schwer verallgemeinern. Berlin hingegen bietet immer wieder neue kreative Impulse. Ich versuche, so oft wie möglich dort zu sein und schätze mich glücklich, beide Städte meine Heimat nennen zu können.

Ihre Arbeiten wirken unverwechselbar und passen dennoch in einen zeitgenössischen Kontext. Wie wichtig ist Ihnen der Austausch mit anderen Künstlern – und wo findet dieser typischerweise statt?
Ich suche aktiv den Austausch mit Künstlerkollegen – insbesondere durch gemeinsame Ausstellungen und Projekte, aus denen oft bedeutsame Verbindungen entstehen. Einige meiner Freundschaften sind aus Kontakten in sozialen Medien entstanden. Und viele Menschen aus meiner Studienzeit prägen mein Leben bis heute.
Wenn Sie auf Ihre künstlerische Entwicklung zurückblicken – gab es Schlüsselmomente oder Wendepunkte, die Sie besonders geprägt haben?
Mein Großvater war Bühnenmaler an der Hamburgischen Staatsoper und hat mich schon früh für diese Welt fasziniert. Als Kind durfte ich in seinem Atelier immer wieder mit Farben und Zeichenmaterialien experimentieren – diese Erfahrungen haben mich tief geprägt. Später eröffnete mir das Kunststudium neue Perspektiven – insbesondere meine Zeit am Shenkar College in Israel war prägend. Dort erlebte ich einen regen kulturellen Austausch und wurde von den vielfältigen kulturellen Einflüssen der Region tief inspiriert. Die lebendige Kunst- und Kulturszene in Tel Aviv hat mich nachhaltig geprägt.

Wie geht es weiter? Gibt es ein Projekt oder eine Idee, an der Sie gerade arbeiten und die Sie bereits mit uns teilen können?
Demnächst steht eine gemeinsame Ausstellung mit einem Künstler an, mit dem ich bisher nur online interagiert habe – es wird unsere erste persönliche Begegnung sein, sowohl kreativ als auch persönlich. Gemeinsam mit dem Kölner Künstler Ben Post stelle ich unsere Arbeiten am 14. und 15. Juni bei Lycra in Hamburg aus. Wir sind beide Musiker und möchten in der Ausstellung die musikalischen Aspekte unserer Malerei hervorheben – und bei der Vernissage legen wir gemeinsam auf. Kommt vorbei!

Portraits von Jasmin Gritzka @jasmin.gritzka
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