Joanna Beckett, 1979 in Polen geboren, verbrachte fast zwei Jahrzehnte in London, Großbritannien, und lebt und arbeitet heute in Los Angeles. Ihre Bildsprache ist eine Synergie aus früher Auseinandersetzung mit europäischen Meistern, eingehenden Studien des Geistes und Verhaltens, kulturellen Übergängen und der Auseinandersetzung mit der eigenen Identität. Joannas Neugier, ihr unabhängiger Geist und ihre Authentizität sind die treibenden Kräfte ihrer Arbeit und machen jedes Gemälde zu einem facettenreichen Erlebnis.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?
Rückblickend scheint es, als sei die Kunst schon immer ein Teil meiner DNA gewesen, vollständig freigesetzt in der richtigen Reihenfolge und zur richtigen Zeit im Kontext meiner Lebenserfahrungen. Trotz meiner frühen Faszination für visuelle Sprache war Kunst keine Option. Ich musste „eine richtige Karriere“ anstreben. Ich war auf der Suche nach einem Verständnis für „den Wahnsinn der Welt“ und Psychologie war der Weg, den ich wählte. Heute fühlt es sich an, als seien meine Studien des Geistes und der menschlichen Verfassung notwendig gewesen, um diesen Teil meiner künstlerischen DNA zu aktivieren. Auf dem Höhepunkt meiner Karriere als Psychologe wurde die Kunst zu meiner täglichen Praxis des Selbstausdrucks und bot mir ein Gefühl der Befreiung und Heilung. Ich wagte den Sprung und stürzte mich mit all den Inhalten meines früheren Berufs in die Welt der Kunst.
Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben? Was macht Ihre Arbeit besonders?
Es ist zeitgenössisch, kantig und lyrisch – ein Stil, der sich über Jahre des Experimentierens und Entdeckens organisch entwickelt hat und heute meine künstlerische Identität widerspiegelt. Diese Entwicklung hat zu drei unterschiedlichen Kollektionen geführt, an denen ich weiterhin arbeite. Jedes Bild entfaltet sich als eine Geschichte, die unsere gemeinsamen Erfahrungen aufgreift. Es ist eine Mischung aus intellektuellen Inhalten, die so eingefangen wurden, dass sie beim Betrachter Anklang finden und emotionale oder instinktive Reaktionen hervorrufen.
Letztendlich ist es meine Absicht, Kunst zu schaffen, die vielfältige Einbindungsmöglichkeiten bietet. Der Betrachter entscheidet, wie intensiv er sich darauf einlassen möchte. Textur ist in meiner Arbeit von entscheidender Bedeutung. Sie begleitet den Betrachter auf seiner kaleidoskopischen Reise durch seine eigenen Projektionen. In manchen Fällen, wie in meiner Dot Collection, dient Textur als symbolische Markierung. Jeder strukturierte Punkt repräsentiert einen Lebensmoment, eine Wendung, eine Kreuzung, die die Leinwand in eine visuelle Biografie verwandelt.

Wie gehen Sie bei der Entwicklung Ihrer Arbeit vor?
Es ist ein Prozess, Wege zu finden, wie sich das Bild aus dem Chaos der Gedanken, Emotionen, Texturen und Farben offenbaren kann. Obwohl es jedes Mal anders ist, beginne ich normalerweise mit dem Aufbau der Textur. So entsteht die Erzählung durch bewusstes und meditatives Schichten. Die Themen unserer gemeinsamen Erfahrungen werden auf eine Leinwand übertragen. Es ist transzendent und heilsam. Die anschließende Wahl der Komposition, Farbtöne und Pinselstriche ist in gewisser Weise dadurch vorbestimmt. Es ist, als wäre ich Teil des Prozesses oder eines Dialogs, der sich manifestiert. Ich mische, lasiere, schaben, trage und trage Farben mit oft unkonventionellen Werkzeugen auf, setze entweder dynamische und gestische oder kontrollierte Striche ein und bewege all diese Elemente intuitiv, bis sie nahtlos an ihren Platz fallen.
Es ist eine Reise vom Chaos zu einer anderen, abstrakteren Version davon, die irgendwie eine gemeinsame Erzählung vermittelt.

Wer oder was beeinflusst Sie?
Absolut alles und jeder, dem ich ausgesetzt bin, findet irgendwie seinen Weg in meine Arbeit. Malen selbst ist wie ein Akt der Verarbeitung der Feinheiten des Lebens, wobei das Endprodukt verschiedene Aspekte davon widerspiegelt. Ich fühle mich zu den Werken von Rothko und Newman hingezogen wegen ihrer Tiefe und emotionalen Ladung, zu den koreanischen Dansaekhwa wegen ihrer Textur und prozessorientierten Herangehensweise und zur Jungschen Denkschule. Meine Arbeit ist geprägt von meinen Studien des Geistes und Verhaltens, der Emotionen und der Wahrnehmung, insbesondere unseres kollektiven Unbewussten und der Beziehungen zwischen uns und den sich ständig ändernden Umständen, dem Lebenskontext. Ich denke, ich bin von der verbalen zur visuellen Sprache übergegangen und habe dabei den existenziellen Fokus beibehalten.
Machen Sie uns neugierig. Was planen Sie als nächstes?
Der nächste Schritt umfasst größere, überwiegend monochromatische Leinwände mit verschiedenen Texturelementen, um die visuelle Wirkung zu verstärken. Ich werde meine drei Kollektionen „Elements“, „Dots“ und „Forms“ weiterentwickeln und ihre unterschiedlichen Merkmale neu nutzen, um meine vierte Kollektion zu bilden. Ein weiteres Kapitel meiner künstlerischen Reise.

Foto Joanna Beckett : Jeffrey Sklan
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