Five questions to Klavs Loris

Fünf Fragen an Klavs Loris

Klavs Loris, geboren 1988 in Riga, Lettland, ist ein Künstler, der derzeit in seiner Heimatstadt lebt und arbeitet. Er absolvierte die Fakultät für Malerei der Lettischen Kunstakademie. Klavs malt und arbeitet mit verschiedenen Medien. Durch Experimente mit aleatorischen Prozessen formalisiert Loris das Zufällige und betont den bewussten Kompositionsprozess, der hinter dem scheinbar Zufälligen steckt. Seine Gemälde weisen gleichzeitige und unerwartete Verbindungen auf, die es ermöglichen, die Kunstgeschichte zu revidieren und, noch besser, zu ergänzen. Durch seine Materialexperimente hat Klavs seine eigene, einzigartige Technik entwickelt, die Fotografie, Digitaldruck und klassische Malerei integriert. Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Ich habe mich schon sehr früh für Kunst interessiert, mit etwa vier Jahren. Damals besaß meine Familie nicht viel, und nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion herrschten harte Zeiten. Wir lebten in einer kleinen Einzimmerwohnung. Trotz dieser Herausforderungen bastelte mein Vater für uns Kinder Miniaturhäuser aus Papier. Ihm dabei zuzusehen, wie er diese kleinen Wunderwerke schuf, faszinierte mich. Es weckte meine Liebe, Dinge mit meinen Händen zu erschaffen.

Als ich älter wurde, beschäftigte ich mich weiterhin mit verschiedenen Kunstformen. Ich besuchte die Kunstschule, zunächst mit Schwerpunkt Bildhauerei, später an der Kunstakademie mit Malerei. Nebenbei experimentierte ich auch mit Street Art, Fotografie, Design und Musik. Doch die Malerei zog mich immer wieder zurück. Es ist, als hätten diese frühen Erfahrungen mit den Papierhäusern meines Vaters einen Samen der Kreativität in mir gepflanzt, der nie aufgehört hat zu wachsen.

Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben? Was macht Ihre Arbeit besonders?

Mein Stil basiert auf der Verwendung trockener Textilpigmente als Haupttechnik und -material in meinen großformatigen Gemälden. Diese Pigmente stammen aus der Sowjetzeit Lettlands und finden ursprünglich in Textil- und Strickwarenfabriken Verwendung. Die Technik der Verwendung trockener Textilpigmente habe ich zufällig entdeckt. Ich bin in meinem Atelier über diese Pigmente gestolpert. Eines Tages, als ich ein Gemälde firniß, fiel eine kleine Menge Pigment auf die Leinwand, wodurch eine wunderschöne Farbstruktur entstand. Diese Pigmente stammen ursprünglich von der Mutter meiner Ex-Frau, die sie während ihres Studiums in der Textilkunstabteilung der Lettischen Kunstakademie erhielt. Sie hatte sie von ihrer Großmutter bekommen, die während der Sowjetzeit in einer Textilfabrik gearbeitet und sie erworben hatte, um das Studium ihrer Enkelin zu finanzieren. Wie gehen Sie bei der Entwicklung Ihrer Arbeit vor?

Malen ist für mich ein kontinuierlicher Experimentierprozess. Mich faszinieren die technischen und ideologischen Zufälle, die meine Arbeit prägen und leiten. Ich lasse auch verschiedene externe Faktoren in meine Arbeit einfließen – seien es Meinungen, Kommentare, verfügbare Informationen oder auch das gesellschaftliche und politische Treiben. Dadurch wird es zu einer Art Rollenspiel, in dem Zufälle, Meinungen und meine Kontrolle über das Gemälde um die Vorherrschaft kämpfen. Normalerweise arbeite ich gerne an mehreren Gemälden gleichzeitig. Dabei experimentiere ich kontinuierlich mit verschiedenen Techniken und Materialien wie Öl, Acryl, Bodenlack, Teppichkleber, Glitzerpulver und Trockenpigmenten. Wer oder was beeinflusst Sie?

Es ist schon erstaunlich, wie viel Inspiration wir allein durch Instagram oder Online-Galerien finden können. Ich bin immer wieder begeistert von dem Talent da draußen! Ich fühle mich stark von anderen Künstlern und ihren Werken beeinflusst. Es ist, als lebten wir in einer magischen Zeit, in der uns so viel unglaubliche Kunst direkt zur Verfügung steht. Zu sehen, was andere schaffen, motiviert mich wirklich, mich selbst weiterzuentwickeln und neue Ideen für meine eigene Arbeit zu entwickeln.

Darüber hinaus haben Philosophie, historische Prozesse und die verfügbare Literatur großen Einfluss auf meine kreative Arbeit. Das uns überlieferte visuelle und schriftliche Erbe sowie die vermittelten Werte berühren mich persönlich. Ein wesentlicher Bestandteil des kreativen Prozesses ist der Text; Schlüsselwörter und Konzepte von Philosophen und Denkern sowie Schriften aus verschiedenen Kulturen der Welt dienen als „Rückgrat“ meiner Bilder. Aus diesen Grundlagen leitet sich später die visuelle Seite der Arbeit ab. Machen Sie uns neugierig. Was planen Sie als nächstes?

Derzeit arbeite ich an einer neuen Gemäldeserie, die von der alten lettischen Mythologie und ihren Gottheiten inspiriert ist und in einem modernen Kontext neu interpretiert wird. Es geht darum, die alte lettische Mythologie in die moderne Welt zu bringen – den alten Göttern einen frischen Dreh zu geben. Außerdem tauche ich tief in die lettische Geschichte ein und lese alte Bücher, um die richtige Stimmung zu erzeugen. Erfahren Sie mehr über den Künstler:

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